DER LAZARUS - ORDEN


Ursprung

 

Der Name des Ordens geht auf die Person des Heiligen Lazarus zurück.

Dieser Name - mit der Bedeutung "Gott hat geholfen" - kommt in der Heiligen Schrift an zwei Stellen vor

und bezeichnet zwei unterschiedliche Personen dieses Namens:

Die erste Person ist der biblische Lazarus - Lazarus aus Bethanien, Bruder der Maria und Martha aus Bethanien.

Er ist dem engeren Freundeskreis Jesu zuzurechnen und wurde durch den Herrn vom Tode auferweckt (Johannes 11-12).

Der andere - ein Bettler namens Lazarus - wird im Gleichnis "vom reichen Mann und armen Lazarus"(Lukas 12,19-16,31) erwähnt. Dieser Bettler, dessen "... Leib voll von Geschwüren..." war, hatte höchstwahrscheinlich an Lepra gelitten. Einer der damals weit verbreiteten und unheilbaren Krankheit mit tödlichen Ausgang!

Als um das Jahr 370 armenische Basilianer-Mönche nach Jerusalem kamen und ihre hospitalische Tätigkeit aufnahmen, zogen sie wahrscheinlich beide Geschichtspunkte als Grundlage für ihre Mission heran. Sie begründeten das St. Lazarus Hospital, das als Ursprung des Lazarus-Ordens gilt.

Zu Beginn der Kreuzzüge war der Lazarus-Orden als ältester hospitalischer Orden bereits existent. Durch die zunehmend kriegerische Entwicklung im Heiligen Land erfolgte um 1120 die Umwandlung in einen militärischen Orden. Ritter des Lazarus-Ordens nahmen ab diesem Zeitpunkt an allen historischen Auseinandersetzungen teil. Nach dem Verlust des Heiligen Landes zog sich der Orden nach Europa zurück und erfüllte seinen militärischen und hospitalischen Auftrag durch die Geschichte bis in die Gegenwart.

Über die bedeutendsten Ereignisse seit der Ordensgründung 1098 vermitteln Daten zur Ordensgeschichte einen chronologischen Überblick.


Historie

 

Kreuzzüge 1096-1291

 

Der Orden des Heiligen Lazarus wurde als ältester hospitalischer Orden der Christenheit um das Jahr 1098/1099 gegründet.

 

Vor dem Jahr 1099 gab es in Jerusalem drei bedeutende hospitalische Einrichtungen. Das Hospital des Heiligen Lazarus, das Hospital Santa Maria Latina (beide aus dem 4. Jahrhundert) und das Hospital des Heiligen Johannes (aus dem 9. Jahrhundert) - alle drei Institute bildeten das, was man unter dem "Hospital von Jerusalem" verstand.

 

Anfangs wirkte der Lazarus-Orden nur im Hospitalwesen, als um 1120 die Ritterorden der Templer und Johanniter ihre an Aussatz erkrankten Mitbrüder an den Orden des Heiligen Lazarus überstellten, übernahm der Orden aus zunehmend militärische Aufgaben.

Diese Ritter bildeten im Lazarus-Orden die bedeutende militärische Formation der "lebenden Toten". Sie waren wegen ihrer Tapferkeit gefürchtet und zeichneten in den folgenden zwei Jahrhunderten in zahlreichen Schlachten aus.

 

Die Zeit der Umwandlung in einen militärischen Orden fällt in die Regierungszeit des Königs Balduin IV. von Jerusalem, der selbst an Aussatz erkrankte und 20 Jahre mit dieser Krankheit lebte. Diese Zeit beeinflusste die Lazarus Ritter auf das nachhaltigste.

 

Mit dem Fall der letzten Kreuzfahrerfestung Akron 1291, bei deren Verteidigung beinahe alle Lazarus Ritter umkamen, zog sich der Orden des Heiligen Lazarus, wie auch alle anderen Ritterorden, endgültig aus dem Heiligen Land nach Europa zurück.

 

Diese Verlagerung hatte sich bereits davor, durch die Gründung der ersten Ordensniederlassungen in Europa, abgezeichnet.

So nahmen die Lazarus Ritter auch in Wien des Jahres 1257 ihre hospitalische Tätigkeit im "Sundersiechenhaus" (heute Wien III) auf.

 

Hoch- und Spätmittelalter

 

Nach dem Verlust des Heiligen Landes verlegte der Lazarus-Orden seinen Hauptsitz nach Zypern, gefolgt von Sizilien und schließlich nach Frankreich mit Sitz in Boigny.

1308 nahm König Philipp IV. von Frankreich den Orden unter seinem besonderen Schutz.

 

Er begründete ein erbliches Protektorat der französischen Könige über den Orden, das bis zum Ende des französischen Königreiches 1830 andauern sollte.

Im Zuge dieses Protektorates entfaltete der Lazarus-Orden neben dem Dienst an den Kranken auch wieder vermehrt seine militärischen Aktivitäten.  

 

Im Hoch- und Spätmittelalter erfolgte generell eine lebhafte Entwicklung des Ordens. So entstanden Ordensniederlassungen neben Frankreich auch in der Schweiz (Seedorf, Meiringen), in Italien (Venedig, Capua), Österreich (Wien), Deutschland (Gotha, Schlatt), Ungarn (Gran), Schottland (Lilithgow) und England (Burton-Lazare).

 

Von der Reformation bis zur Französischen Revolution

 

Im Zuge der Reformation (1517-1555) verlor der Lazarus-Orden viele seiner Besitzungen in Deutschland und der Schweiz. Aber auch in England liquidierte der König Heinrich VIII (1509-1547), infolge seines Bruches mit der katholischen Kirche, alle Güter des Lazarus-Ordens und nahm diese in Besitz. In Frankreich blieb der Orden dank des königlichen Schutzes vor Enteignungen verschont, wurde dort aber immer enger mit der Militärakademie verbunden - die militärische Ausrichtung des Ordens wurde gestärkt. So unterhielt der Orden im 17. Jahrhundert eine eigene Kriegsflotte von 10 Fregatten, die zum Schutz der Schifffahrtsrouten im Mittelmeer eingesetzt wurde. Die weitere Entwicklung des Ordens blieb eng mit dem französischen Königshaus verbunden.

 

Der wohl am meisten einschneidende Punkt in der Ordensgeschichte war der Erlass der Bulle "Militarium Ordinum Institutio" durch Papst Clemens XIV. am 10.12.1772, der damit den Orden säkularisierte. Der Lazarus-Orden verlor dadurch einerseits seinen geistlichen Charakter andererseits konnte der Heilige Stuhl auch nicht mehr in Ordensangelegenheiten eingreifen.

 

Infolge der Französischen Revolution wurde der Lazarus-Orden 1791 - wie alle anderen religiösen Institutionen - von der Pariser Nationalversammlung aufgelöst, alle seine Güter wurden vom Staat eingezogen. Der Großmeister Prinz Ludwig v. Bourbon, Graf der Provence, und mit ihm die gesamte Ordensleitung gingen nach Russland ins Exil.

 

Der Orden im 19. Jahrhundert

 

Als im Jahr 1814 Ludwig XVIII. zum König von Frankreich gekrönt wurde, trat dieser als 43. Großmeister des Lazarus-Orden zurück.

Die Installation eines Nachfolgers blieb aus.

 

Dennoch kam es in der Zeit von 1814 bis 1830 unter den Bourbonenkönigen Ludwig XVIII. und Karl X. nochmal zu einer kurzzeitigen Aktivierung des Lazarus-Ordens unter dem Protektorat des französischen Königstums.

 


Der Orden im 20. Jahrhundert

 

Wir vertreten zeitlose Werte ....

 

Lazarus... Lazaritter ... Lazarett - diese Worte belegen eindrucksvoll die humanitäre Tradition unserer ritterlichen Ordensgemeinschaft, die seit beinahe eintausend Jahren unser Handeln bestimmt.

 

Auch wenn sich auf dem Weg durch die Geschichte die Herausforderungen an uns stetig geändert haben, vertritt der Orden heute, wie schon vor Jahrhunderten, jene zeitlosen christlichen Werte, die die Würde des Menschen als höchstes Gut betrachtet.

 

Die Ritter des heiligen Lazarus zu Jerusalem verfolgen ihre Ziele zur Bekämpfung von Not und Krankheit weltweit und nachhaltig mit verschiedenen Hilfsprojekten.